Warum verdienen Frauen in Österreich immer noch ein Drittel weniger und sind Führungspositionen immer noch in erster Linie von Männern besetzt? Als Feministin verstehe ich die Ungeduld auf dem Weg zu Geschlechtergerechtigkeit sehr gut.

Wir kämpfen in Österreich gegen alteingesessene Männerbünde und verkrustete Strukturen. Diesen Kampf sollten wir gemeinsam führen und Erfolge nicht kleinreden.

Die Einkommenstransparenz, die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek verhandelt hat, ist ein wichtiger Schritt, der eine Tür geöffnet hat. Betriebe in Österreich sind erstmals verpflichtet, sich mit den Gehaltsunterschieden ihrer Mitarbeiterinnen auseinanderzusetzen. Nun gilt es dafür zu sorgen, dass das Gesetz umgesetzt wird.

Es gilt lästig zu sein, Einkommensberichte ebenso wie die vorgeschriebenen Angaben zum Mindestgehalt in Stelleninseraten einzufordern. Dies ist unsere politische Aufgabe. Auch wollen wir Frauen ermutigen, die Vorteile der Einkommenstransparenz zu nützen und ein faires Gehalt zu fordern.

Das einkommensabhängige Kindergeld wurde geschaffen, um Anreize für einen frühen Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen. Motiviert werden sollen dadurch auch mehr Väter, in Karenz zu gehen. Mit dem einkommensabhängigen Kindergeld fällt die Ausrede weg, die Familie könne es sich nicht leisten, wenn der Vater seinen Teil der Kinderbetreuung übernimmt.

Bei der Regierungsklausur wurde die Fortführung der Kinderbetreuungsmillionen beschlossen. Dass diese Gelder weiterhin zur Verfügung gestellt werden, ist der Hartnäckigkeit der Frauenministerin zu verdanken, die in dieser Frage nicht locker gelassen hat. Klar, Frauenpolitik ist nicht nur Familienpolitik, aber auch. Wir sollten dieses Feld nicht jenen überlassen, die Frauen am liebsten wieder zurück an den Herd drängen wollen. Die Verfechter und auch die Verfechterinnen eines reaktionären Familienbildes sind längst nicht verstummt. Immer wieder betonen sie, dass Frauen in Wahrheit zuhause bleiben wollen und zeichnen wüste Szenarien mit verwahrlosten Kindern. Ihnen müssen wir uns entgegenstellen!

Der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit ist zäh und erfordert politischen Aktivismus, lautstarke Forderungen ebenso wie pragmatische Verhandlungstaktik. Wenn wir Österreich endlich zu einem frauenpolitisch fortschrittlichen Land machen wollen, sollten wir trotz unterschiedlicher politischer Zugänge diesen Weg gemeinsam gehen. (Andrea Mautz)