Was soll frau da noch sagen?

Foto: derStandard.at/Buerger

Sei es die sexistische Darstellung von Frauen durch Bilder, das Ausblenden der weiblichen Bevölkerungsgruppe durch Sprache, das "Frauenthema" Vereinbarkeit oder das überdurchschnittlich hohe Vorkommen von Männern, wenn es um Expertisen geht: Die Beispiele der gängigen Geschlechterzuschreibungen, die durch Medien transportiert werden, ließe sich fortsetzen. Was es braucht, um Klischees und Sexismus aufzulösen, oder wie zumindest eine breitere Infragestellung erreicht werden könnte, darüber diskutierten Mittwochabend, unter der Moderation von Andrea Klement, Kerstin Kellermann (freie Journalistin), Lea Susemichel (Journalistin an.schläge), Beate Hausbichler (Journalistin dieStandard.at und derStandard.at) und Hansel Sato (Bildender Künstler) im Rahmen der Werkzeug-Gespräche initiiert von "Soho in Ottakring". 

Grundsätzliches kam bei "Regendering-Media" gleich eingangs von Susemichel zur Sprache: MedienmacherInnen sind weniger Spiegel, denn ProduzentInnen der Wirklichkeit. "Welche Themen werden überhaupt als relevant definiert und vor allem von wem? Wo werden sie in Zeitungen positioniert? Und: Warum befragt die "Zeit im Bild"-Redaktion keine feministische Ökonomin zur Krise?" Medien orientieren sich sehr stark aneinander, so der Befund von Beate Hausbichler. "Es existiert eine problematische Zirkulation an Themen, ExpertInnen und Darstellungsformen und MedienmacherInnen haben nicht den Mut, sich aus diesem Zirkel rauszunehmen." Am Beispiel des Sprachgebrauchs - also der mehrheitlichen Verweigerung, Sprache zu gendern und damit Frauen sichtbar zu machen - ist das ganz offenkundig. "Die KollegInnen entscheiden sich ganz bewusst gegen das Binnen-I oder eine andere Form geschlechtergerechter Sprache. Es ist haarsträubend wie unflexibel Menschen sind, die täglich beruflich mit Sprache zu tun haben", so Hausbichler.

Die Macht der Bilder

Kellermann diagnostizierte, ein unreflektiertes Einsetzen von Bildern, denen sie gleichzeitig eine enorme Macht zuschreibt. Während in "Die Presse" mehrheitlich Männer, vorwiegend in Anzügen, kühl und geschäftig vorkommen, zeigt sich in ihrer "Krone"-Analyse, ein umgekehrtes Bild: Es sind vorwiegend blonde Frauen die, ohne Bezug zu den Texten, dekorativ eingesetzt werden. Tendenziell aber ortet sie einen Wandel hin zur Thematisierung von relevanten Themen wie Abtreibung, Lohnschere oder Frauenquoten auch in Massenblättern. Besonders problematisch ist für die freie Journalistin die "Propaganda bei Gewaltverbrechen. Es kommt zu einer Erotisierung von Frauenmorden", indem neben Berichten über Gewalt an Frauen unpassende Bebilderung stattfindet.

Charta ohne Konsequenzen

Was also tun? Der Bildende Künstler, Hansel Sato, strebt eine Sensibilisierung durch eine Plakataktion an, bei der Männer in für sie untypischer Situation gezeigt werden sollen. Sowohl Susemichel als auch Hausbichler finden die "Charta für rollenbildneutrale Mediendarstellung" (dieStandard.at berichtete) geeignet, eine Sensibilisierung zu fördern, wiewohl die Charta nicht kritiklos bleibt: "Ohne Konsequenzen und nur auf berufsbezogenen Geschlechterrollen zu pochen, zeigt wie wenig ernst gemeint das ist", so Susemichel. Beate Hausbichler schwenkt ein: "Bei so einer Charta sexistische Werbung völlig außen vor zu lassen, ist jedoch bitter. Gegenüber AnzeigenkundInnen hört der gute Wille anscheinend schnell auf." Dennoch, so der Tenor, ist diese Charta ein Anfang. (eks, dieStandard.at 22.9.2011)