Oh là là, wie gewieft: "C-Cup" nennt sich das Format, das pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft auf Comedy Central startet.

Foto: Comedy Central

Da ist frau endlich mit der Arbeit fertig und gönnt sich eine Runde "American Dad" auf Comedy Central, ahnungslos, dass das erst recht wieder in Arbeit ausartet. Aber was muss, das muss. Und diesmal muss es überhaupt! Denn der komische Sender hat sich etwas so Sexistisches ausgedacht, dass man's auf Anhieb für Satire halten könnte. Die meinen das aber ernst. In der abrupt geschalteten Werbepause knallen die den ZuseherInnen vier Hintern in Panties vor die Nase. Die Hintern gehören jungen Frauen, die auch weiße Büstenhalter echt gut tragen können. Mehr nicht. Wofür da Werbung gemacht wird? Für eine neue Einlage: Show-, nicht Slip-!

Männer können nur wenig Liebe geben

Comedy Central will mit einem neuen Format zur Fußball-Europameisterschaft "wahre Männer" in der Halbzeitpause zum Zappen bewegen. Mit der doppeldeutig benannten Sendung "C-Cup" sollte das bestens gelingen, denn Männer sind doch eine richtig primitive Spezies: "Männer lieben einige wenige Dinge: Fußball, Bier, Spaß und Frauen - nur nicht unbedingt in dieser Reihenfolge", steht es auf der Presseseite geschrieben.

Weiblicher Aufputz, männliche Ehre

Diese als "wahre Männer" imaginierten Zuschauer erwarten natürlich auch "richtige Frauen". Wenn derart fleißig Geschlechterklischees abgearbeitet werden, steht es in unserem Zitronen-Handbuch geschrieben, lassen die nie auf sich warten. Im vorliegenden Fall sind sie sogar "atemberaubend" und treten "in patriotischen Outfits unter Beaufsichtigung ihres Coaches und eines Schiedsrichters im Elfmeterschießen gegeneinander an und kämpfen für die Ehre ihres Landes."

Dabei ist es sicher weniger relevant, dass diese "Kämpferinnen" kicken können. Hauptsache, sie sind als "richtige Frauen" nett anzuschauen. Statt "Kick it like Beckham" gilt hier "Kick it like a Pin-up"! Die Aufseher der Anreizerinnen sind wiederum echte Männer, versteht sich. Und bei denen steht viel mehr auf dem Spiel, ergeht sich der Pressetext weiter: "Während der Gewinner mit seinem Team eine große Party steigen lässt, muss sich der Verlierer der Strafe des 'Extermidators' stellen." Da geht es um die männliche Ehre.

Ein Silberstreif am Gorillarücken

Fazit: Ein rundum lustiges, spritziges, disperses Publikum ansprechendes Halbzeitprogramm, das Frauen nicht als Aufputz vorführt und Männer nicht für dumm verkauft, um euphemisiert im PR-Sprech zu bleiben. So werden Träume wahr, die letzten Gehirnzellen verabschieden sich und waren nicht wieder gesehen. Dafür taucht eine Zitrone wie ein Silberstreif am Gorillarücken auf. Goaaaaal! (bto/dieStandard.at, 22.5.2012)