Bild nicht mehr verfügbar.

Präsidentschaftskandidatin Park Geun-Hye engagiert sich im Wahlkampf für Frauenrechte -  Feministinnen beobachten dies jedoch kritisch.

Foto: REUTERS/NEWSIS

Seoul - Die Diktatorentochter Park Geun-Hye könnte am Mittwoch zu Südkoreas erster weiblicher Präsidentin gewählt werden. Auch wenn ihr liberaler Rivale Moon Jae-In von der oppositionellen Vereinigten Demokratischen Partei in den Umfragen zuletzt aufholte, gilt die 60-jährige konservative Politikerin, die von der Regierungspartei Saenuridang (NFP) zur Präsidentschaftskandidatin gekürt wurde, weiter als Favoritin. Dabei ist die Tochter des ehemaligen Militärherrschers Park Chung-Hee, der das Land von 1961 bis 1979 mit eiserner Hand regierte, für viele SüdkoreanerInnen eine zutiefst polarisierende Figur.

Park: "Revolution für Frauen"

KritikerInnen werfen Park Geun-Hye vor, autoritär und arrogant zu sein und ihre politische Legitimität allein von ihrem Vater zu beziehen. Dieser wird zwar in Südkorea wegen seines diktatorischen Führungsstils sehr kritisch gesehen, zugleich aber als Architekt des Aufstiegs Südkoreas zur asiatischen Wirtschaftsmacht verehrt. Park selbst entschuldigte sich vor wenigen Monaten für ihren Vater, distanzierte sich dennoch nie komplett von ihm. Ihre Partei dagegen präsentiert Parks Kandidatur als Chance für die Stärkung der Frauen in einem Land, das im internationalen Vergleich bei der Stellung der Frau nur kurz vor dem Golfemirat Kuwait liegt.

"Ihr könnt die Revolution für Frauen nicht erreichen, wenn ihr diese Gelegenheit nicht ergreift", sagte Park jüngst vor einer Gruppe Frauen. Während ihres Wahlkampfs versprach die unverheiratete und kinderlose Park, die Hilfen für Kinderbetreuung zu erhöhen, Anreize für die Einstellung von Frauen zu schaffen und Parteien zu verpflichten, bei Wahlen mindestens 40 Prozent Frauen aufzustellen. Bisher sind nur 15 Prozent der Parlamentssitze und 12 Prozent der Managerposten mit Frauen besetzt.

Kritik von Feministinnen

Doch Feministinnen sehen Parks Eintreten für Frauenrechte kritisch. Park sei eine Frauenpolitikerin "nur im biologischen Sinn", sagt Kim Eun-Ju vom Zentrum für Koreanische Frauen und Politik. "Die vergangenen 15 Jahre hat Park als Politikerin wenig sichtbare Bemühungen gezeigt, Frauen in der Politik oder irgendwo sonst zu unterstützen", sagte Kim. Parks Partei NFP hat weniger einen Ruf für ihr Eintreten für Frauen als für sexistische Entgleisungen ihrer männlichen Parteiführer.

Kang Kum-Sil, die 2003 die erste Justizministerin des Landes war, sieht in der plötzlichen Entdeckung der Frauen durch die NFP denn auch einen "schamlosen" Versuch, mehr Stimmen zu gewinnen. Ohnehin ist Kang skeptisch, dass Südkorea bereit für eine Frau an der Spitze des Staates ist. Entscheidend werden bei der Wahl letztlich die WählerInnen der Mitte sein, von denen viele noch unentschieden sind. Viele hätten am liebsten dem dritten Kandidaten, Ahn Cheol-Soo, ihre Stimme gegeben, doch dieser zog sich zugunsten des 59-jährigen Moon zurück.

Wachstum vs. Demokratie

Gerade die junge Generation war vom Geschäftsmann Ahn angezogen, weil er anders und kein Politiker war, wie der Politologe Hahn Chai-Bong erklärt. Erstmals schienen Wachstum und Demokratie keine Gegensätze mehr zu sein. Der Unternehmer, der mit Software ein Vermögen machte, habe Themen wie Korruption und Transparenz in die Debatte eingebracht, erläutert Professor Kim Hosup von der Universität Chung Ang. Damit habe er die anderen PolitikerInnen gezwungen, Reformen zuzusagen.

Um die liberale WählerInnenschaft nicht zu zersplittern, zog Ahn aber seine Kandidatur zurück und rief zur Wahl von Moon auf. Seine AnhängerInnen sind davon nicht begeistert. "Ich wollte für Ahn stimmen, weil ich den traditionellen Politikern wirklich misstraue", sagt der 33-jährige Verkäufer Jang Ji-Young. "Jetzt da er fort ist, interessieren mich die Wahlen nicht mehr wirklich. Die anderen Kandidaten gleichen sich alle. Wer auch immer gewinnt, ich glaube nicht, dass sich unser Leben sehr ändert." (APA/red, dieStandard.at, 18.12.2012)