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Ursula von der Leyen übernimmt die politische Verantwortung für die deutschen Soldaten.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch/Files

Ein Gruppenbild mit wenigen Damen bietet sich heute, wenn die neue Bundesregierung in Wien angelobt wird. Vier Ministerinnen sind im Kabinett vertreten. In Deutschland werden am Dienstag außer Bundeskanzlerin Angela Merkel noch fünf weitere Ministerinnen vereidigt. Während es in Österreich vier weibliche und zehn männliche Minister gibt, ist in Deutschland das Geschlechterverhältnis sechs zu zehn. Zählt man noch die Staatsministerinnen für Kultur und Äußeres – Monika Grütters und Maria Böhmer – dazu und die ebenfalls an Kabinettssitzungen teilnehmende Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz, dann erhöht sich der Frauenanteil in der Berliner Regierung weiter.

Die SPD hat sogar mehr Frauen als Männer (4:3) an den Kabinettstisch entsandt. In Österreich kommen zwei Ministerinnen und eine Staatssekretärin aus der SPÖ: Sonja Steßl arbeitet im Finanzministerium, flankiert von ÖVP-Pendant Jochen Danninger. Ihren Wünschen folgend konnte Gabriele Heinisch-Hosek die Frauenagenden in ihr neues Ressort mitnehmen. Sie ist als Nachfolgerin von Claudia Schmied künftig für Bildung zuständig. Doris Bures war schon in den vergangenen fünf Jahren verantwortlich für die Verkehrsagenden und Teile der Forschungsaufgaben.

Die ÖVP hat noch einmal Johanna Mikl-Leitner für das Innenministerium nominiert. Im neu geschaffenen Familien- und Jugendministerium arbeitet künftig die bisherige Motivforscherin Sophie Karmasin, die zwar von der Volkspartei nominiert worden ist, aber parteifrei bleiben will. Zwei Ministerinnen aus den Reihen der ÖVP sind nicht gerade sanft aus der Regierungsfunktion hinauskomplimentiert worden: Beatrix Karl (Justiz) und Maria Fekter (Finanzen).

Schlüsselressorts fest in Männerhand

Damit sind in der österreichischen Bundesregierung fünf der 16 Minister und Staatssekretäre Frauen (32 Prozent) – das ist weniger als in der vergangenen Legislaturperiode. Von 2008 bis 2013 zählte die Bundesregierung mit ihren damals noch 18 Ministern und Staatssekretären zwischenzeitlich sogar bis zu sieben Frauen (39 Prozent). Den höchsten Frauenanteil gab es in der Regierungszeit von Alfred Gusenbauer (SPÖ) 2007 bis 2008: Sieben von 16 Ministern waren weiblich – 43,75 Prozent.

In Österreich sind die Schlüsselressorts weiter fest in Männerhand. In Deutschland ist neben dem Kanzleramt künftig auch noch im Verteidigungsministerium eine Frau an der Spitze zu finden: Ursula von der Leyen übernimmt die politische Verantwortung für die deutschen Soldaten. Das ist ein geschickter Schachzug von Merkel, die schon länger die bisherige Arbeitsministerin als ihre Nachfolgerin positioniert. Es wird spekuliert, dass die 59-jährige Regierungschefin, die ins neunte Jahr ihrer Kanzlerschaft geht, nicht mehr die volle Legislaturperiode bleiben will. Die Bezeichnung Kanzlerinnentest macht bereits die Runde. Es wird erwartet, dass sich von der Leyen neben "Mutti", wie der von Merkel akzeptierte Spitzname lautet, als "Mutter der Kompanie" profilieren wird. Von der Leyen hat selbst sieben Kinder.

"Linke Emanzen"

Die drei SPD-Frauen müssen sich ihr Profil als Ministerinnen in Berlin erst erarbeiten: Die neue Arbeitsministerin Andrea Nahles war bisher SPD-Generalsekretärin, die künftige Familienministerin Manuela Schwesig war in den vergangenen Jahren Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, mit Barbara Hendricks gelangt die langjährige SPD-Schatzmeisterin an die Spitze des Umweltministeriums.

In Österreich gab es mit Susanne Riess-Passer, die im Zuge der schwarz-blauen Regierungsbildung im Jahr 2000 nominiert wurde, die erste und bisher einzige Vizekanzlerin. Warum sie nicht zur Bundespräsidentin gewählt worden ist, begründete Benita Ferrero-Waldner 2004 damit, dass ihr "linke Emanzen" geschadet hätten. Es habe "sicher mitgespielt, dass viele einer Frau das Amt nicht zugetraut haben". In Österreich gilt das noch immer auch für das Kanzleramt und das Verteidigungsressort. (Alexandra Föderl-Schmid, dieStandard.at, 16.12.2013)