Im Kunstraum
Im Kunstraum "Frau* schafft Raum" soll sowohl erinnert als auch Veränderung angestoßen werden.
Verena Tscherner und Christoph Kleinsasser

Vor drei Jahren wurden Nadine W. in ihrer Trafik in Wien Opfer eines Femizids. Am Vormittag des 5. März 2021 betrat der Ex-Partner der 35-Jährigen das Geschäft. Er schlug sie, würgte sie mit einem Kabel, übergoss sie mit Benzin und zündete sie an. Er ging hinaus, verschloss das Lokal von außen, warf den Schlüssel in einen Mistkübel und fuhr davon. Passant:innen schlugen das Fenster ein, die Frau wurde mit schweren Brandverletzungen ins Spital gebracht. Doch Nadine W. überlebte den brutalen Angriff nicht, sie starb am 3. April 2021.

So sah die Trafik wenige Wochen nach dem Mord an Nadine W. aus.
So sah die Trafik wenige Wochen nach dem Mord an Nadine W. aus.
Andy Urban

Lange befanden sich Kerzen, Blumen und kurze Texte vor der Trafik, so wurde sie schon zu einer Gedenkstätte. Seit 2022 gab es Pläne, den Ort zu einem richtigen Mahnmal zu machern, und noch mehr. Die ehemalige Trafik wurde Ende 2023 auch als Ausstellungsort eröffnet. Als ein Ort, in dem es eine Auseinandersetzung mit Gewalt an Frauen und Femiziden geben soll. "Frau* schafft Raum" heißt der neue Raum, in dem es wechselnde Ausstellungen gibt, die sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt künstlerisch auseinandersetzen.

Damit es auch ein Gedenkort bleibt, wurde ein fester Platz für frische Blumen und Kerzen eingeplant. Geblieben von dem Laden ist auch der Türgriff und ein nicht verputzter Ausschnitt, der noch die Spuren des gelegten Feuers zeigt. Gestaltet hat die frühere Trafik Laura Frediani.

Was bleibt

In einer Vitrine beim Eingang stehen auf einem weißen Leintuch die Daten und Orte aller Femizide seit dem Tod an Nadine W. – und es wird jede weitere Tötung einer Frau ergänzt.

In der Nußdorfer Straße 4 im neunten Wiener Gemeindebezirk wird es künftig viermal im Jahr wechselnde Ausstellungen geben. Durch einen Open Call werden Künstler:innen aufgerufen, Ausstellungskonzepte einzureichen, "die sich mit Femizid, Gewalt an Frauen*, Frauen*rechten als Menschenrechten, Solidarität und Empowerment" auseinandersetzen, wie es auf der Homepage von "Frau* schafft Raum" heißt. Die Einreichungen werden von einer Fachjury ausgewählt. Bis 16. April läuft noch die aktuelle Ausstellung von Daniela Trinkl und Rachel J. Müller.

Finanziert wird der feministische Kunstraum in den nächsten drei Jahren von der Stadt Wien. (beaha, 21.2.2024)