Florian Tursky (ÖVP), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Staatssekretärin für Jugendangelegenheiten Claudia Plakolm (ÖVP) bei einer Pressekonferenz
Rochade in der ÖVP: Florian Tursky (links) geht, Claudia Plakolm übernimmt seine Aufgaben. Kanzler Karl Nehammer kümmerte sich am Freitag um Begrüßung und Verabschiedung.
APA/MAX SLOVENCIK

"Für mich geht's jetzt wieder hoam", sagt Florian Tursky am Ende seiner Ausführungen – in einer Art Tirolerisch, die auch auf dem Wiener Parkett gerade noch verstanden wird. Tursky, gebürtiger Innsbrucker, wird sein Amt als Staatssekretär niederlegen und die Hauptstadt verlassen. Das gab er am Freitag bei einer Pressekonferenz bekannt. Er will zurück nach Tirol, in seine Heimat, in die er bisher pendeln musste. Turskys Agenden – er war Staatssekretär für Digitalisierung – wird seine ÖVP-Kollegin, die Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, übernehmen.

Schon im September war der 35-jährige Staatssekretär als Bürgermeisterkandidat der bürgerlichen Liste "Das Neue Innsbruck" vorgestellt worden. Die Wahl in Tirols Landeshauptstadt wird am 14. April stattfinden. In den vergangenen Wochen hatte Tursky eine Doppelrolle als Staatssekretär im Osten und Wahlkämpfer im Westen eingenommen. Dafür ist er immer wieder kritisiert worden.

Digitaler Führerschein

Nun wolle er sich ganz auf seine Aufgabe in Innsbruck konzentrieren, wie er am Freitag bei dem Pressetermin mit Kanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer und seiner indirekten Nachfolgerin Plakolm erklärte. Einen neuen Staatssekretär oder eine neue Staatssekretärin für Digitalisierung wird es nicht geben. Stattdessen wird der Posten eingespart, und die Digitalisierungsagenden wandern ins Jugendstaatssekretariat zu Plakolm.

Er habe ein lachendes und ein weinendes Auge, sagte Nehammer. Einerseits sei Tursky der ideale Spitzenkandidat der für die ÖVP nicht ganz unwichtigen Wahl in Innsbruck. Andererseits scheide ein Staatssekretär aus, der in den vergangenen Jahren "unglaublich viel weitergebracht hat für die Digitalisierung in Österreich". Turskys größte Errungenschaft: digitale Ausweise. 600.000 Menschen in Österreich hätten heute einen digitalen Führerschein, 250.000 digitale Zulassungen.

Plakolm und der Puls der Zeit

Seine politische Zukunft liege aber in Innsbruck, sagt Tursky. "Daran hat sich nichts geändert." Bei den zahlreichen "Streitereien", die die Politik in Tirols Hauptstadt zuletzt beherrscht hätten, brauche es nun einen Neuanfang – und dafür seine "volle Kraft".

Plakolm hält es für eine "große Ehre", dass ihr seit Beginn ihrer Amtszeit als Jugendstaatssekretärin im Dezember 2021 bereits zum zweiten Mal zusätzliche Aufgaben anvertraut wurden – 2022 wurde ihr Portfolio bereits um die Zivildienstagenden erweitert. "Digitalisierung ist der Puls unserer Zeit", sagte sie bei der Pressekonferenz.

Vorzeitiger Rückzug war geplant

Tursky hatte ohnehin vor, nach Tirol zurückzukehren. Bis zuletzt hatte er allerdings behauptet, sich erst nach der Innsbruck-Wahl aus Wien zurückzuziehen. Nach Innsbruck wollte er jedenfalls auch im Fall einer Wahlniederlage wechseln – also wenn er nicht Bürgermeister werden sollte. Das Rennen um die Landeshauptstadt wird spannend. Tursky kandidiert mit einer Liste bestehend aus Mitgliedern der ÖVP, einer anderen bürgerlichen Liste und des Seniorenbunds. Gegen ihn tritt jedoch auch der ehemalige ÖVP-Politiker Johannes Anzengruber an. Aktuell ist der Grünen-Politiker Georg Willi Stadtchef der Landeshauptstadt.

Es sei schon immer der Plan gewesen, bereits in der intensiven Wahlkampfphase vom Amt des Staatssekretärs zurückzutreten, sagt Tursky beim Medientermin am Freitag. Es wäre bloß "nicht die klügste Idee" gewesen, das schon früher bekanntzugeben. Politische Gegner vermuten unterdessen, Tursky habe erkannt, dass ihm seine Funktion in Wien im Innsbruck-Wahlkampf mehr schade als nutze. Von der österreichweiten Berichterstattung über die Übergabe seiner Agenden an Plakolm dürften sich Tursky und die ÖVP jedenfalls Rückenwind für den Wahlkampf erhoffen.

Video: Tursky geht als Staatssekretär und konzentriert sich auf Innsbruck
APA

Am Montag wird im Innsbrucker Congress der offizielle Wahlkampfauftakt von Das Neue Innsbruck, Turskys Liste, stattfinden. Diese Woche hat er seine Kandidaten präsentiert. Tursky ist seit Mai 2022 Digitalisierungsstaatssekretär, kommende Woche wird er die Funktion hochoffiziell abgeben.

Vor seinem Sprung nach Wien hat Tursky viele Jahre lang im Büro des damaligen Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP) gearbeitet – zuerst als dessen Pressesprecher, ab 2018 als Büroleiter. Tursky ist Tiroler und in Innsbruck geboren.

Plakolm gilt als türkise Junghoffnung

Plakolm gilt in der ÖVP hingegen als ehrgeizige Junghoffnung auf Bundesebene. Die heute 29-Jährige ist 2017 in den Nationalrat eingezogen, 2021 übernahm sie die Junge Volkspartei. Wenige Monate später wurde Plakolm, eine Oberösterreicherin, als Jugendstaatssekretärin angelobt. Damals hatte Karl Nehammer gerade die ÖVP und die Kanzlerschaft übernommen. (Katharina Mittelstaedt, Martin Tschiderer, 8.3.2024)