Wien - Werbung hat im abgelaufenen Jahr für deutlich weniger Beschwerden gesorgt, als im Jahr davor: 2023 gab es 334 Beschwerden beim Österreichischen Werberat (ÖWR), 2022 waren es 502 Beschwerden gewesen, wie der ÖWR am Dienstag bekanntgab. Allerdings gab es mit 235 annähernd so viele Entscheidungen wie im Jahr zuvor (264). In 15 Fällen forderte der ÖWR den sofortigen Stopp des Sujets oder der Kampagne. In acht Fällen wurde dem sofort oder innerhalb der Nachfrist nachgekommen.

Die meisten Beschwerden wegen "geschlechterdiskriminierender Werbung"

In 18 Fällen forderte der ÖWR auf, künftig bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen oder einzelnen Sujets sensibler vorzugehen. In 27 Fällen wiederum sahen die Werberätinnen und Werberäte keinen Grund zum Einschreiten. Vor allem regionale Kleinunternehmen, die bereits in früheren Jahren mit ihrer Werbung negativ aufgefallen sind, kamen der Forderung des Werberates nach einem Stopp der Kampagne nicht nach.

Die meisten Beschwerden gab es im Vorjahr zu "geschlechterdiskriminierender Werbung" - hier bekam der ÖWR 122 Beschwerden auf den Tisch. "Ethik und Moral" beschäftigte die Werberäte 49 Mal. Und die Beschwerdegründe "Irreführung und Täuschung" und "Gefährdung von Kindern und Jugendlichen" rief den ÖWR in jeweils 45 Fällen auf den Plan.

Worüber sich Menschen beim Werberat 2023 beschwerten.
Worüber sich Menschen beim Werberat 2023 beschwerten.
Grafik: Werberat

"Auch wenn geschlechterdiskriminierende Werbung einmal mehr der dominierende Beschwerdegrund war, verzeichneten wir ein breites Spektrum von Beschwerdegründen, das von vermuteter Gewalt und Gefährdung von Kindern und Jugendlichen in der Werbung, über beanstandete Nachhaltigkeitsaspekte bis hin zur oftmals vorgebrachten sozialen Verantwortung von Werbung und Irreführung reichte", sagt Werberat-Geschäftsführerin Andrea Stoidl über die Beschwerdestatistik.

Veraltete Rollenstereotypen

Auch bei der Geschlechterdiskriminierung hätten sich die beanstandeten Diskriminierungsdimensionen verbreitert: "Neben der klassischen Blickfangwerbung, die vor allem bei sehr lokal agierenden kleineren Unternehmen vorzufinden ist, geht es zunehmend um die Darstellung von veralteten Rollenstereotypen und damit stets um die Frage der Gleichstellung der Geschlechter", so Stoidl

"Wir haben im vergangenen Jahr viele Einzelbeschwerden zu sehr unterschiedlichen Themen erhalten", berichtete ÖWR-Geschäftsführerin Andrea Stoidl. "Anders als im Vorjahr, in dem es einige Kampagnen gab, die regelrechte Beschwerdewellen auslösten, blieb es 2023 vergleichsweise ruhig." (APA, red, 2.4.2024)