Wien - Die Diskussion um die Einkommensschere in Österreich reißt nicht ab. Nachdem ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon vorgeschlagen hatte, Firmen stichprobenartig auf diskriminierende Gehaltsschemata zu überprüfen, forderte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl eine weitere Studie über Einkommensunterschiede. Darüber empört zeigten sich am Dienstag Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel, die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner und ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits.

Leitl meinte, er zweifle an den jüngsten Daten der EU-Kommission, wonach Frauen in Österreich im Schnitt um 25,5 Prozent weniger verdienen als Männer. So glaubt er beispielsweise, dass die "unterschiedlichen Karriereverläufe" von Frauen und Männern nicht ausreichend mitberücksichtigt worden sein könnten. Deswegen schlägt er vor, eine "Parallelstudie" erstellen zu lassen.

Parallelstudie "unnötig"

Das hält Tumpel für unnötig: "Die Fakten liegen auf dem Tisch: Frauen verdienen weniger als Männer - das ist vielfach nachgewiesen." Selbst eine neue Studie würde daran nichts ändern. Stattdessen will Tumpel Gleichstellungsberichte in den Betrieben sowie Transparenz bei den Einkommen und den Anforderungsprofilen bei innerbetrieblichem Aufstieg.

Empört über Leitls Forderung nach einer neuen Studie zeigte sich Schwentner. Diskriminierung von Frauen beim Gehalt sei "traurige Realität". Wenn Leitl "dies einfach ignoriert, dann ist das eine Verhöhnung für alle Frauen". Die Grüne Frauensprecherin will, dass Unternehmen auch für den Bereich der Gleichbehandlung Bilanzen legen.

Ebenfalls zu Wort meldete sich der ÖGB. Wenn es nicht freiwillig funktioniere, dass Frauen für gleiche Arbeit gleiches Einkommen erhalten, müsse man die Unternehmen "zu ihrem Glück zwingen", so Csörgits. Transparentere Löhne und Gehälter würden für Csörgits einen weiteren Schritt zum Schließen der Einkommensschere beitragen. (APA)