Stockholm/Kopenhagen - Seit Jahren lassen schwangere dänische Frauen in Schweden einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, wenn ihnen das Geschlecht des erwarteten Kindes nicht zusagt, hat am Wochenende der dänische Rundfunk gemeldet. In Schweden ist eine Abtreibung bis einschließlich der 18. Woche erlaubt, in Dänemark nur bis zur zwölften Woche. Danach bedürfen Schwangerschaftsabbrüche einer besonderen Genehmigung.

Abtreibungstourismus in Skandinavien

Die Bestimmung des Geschlechts wird in der Regel in der 14. Woche vorgenommen. Nach Informationen des Senders reisen zahlreiche Frauen, die die Genehmigung nicht bekommen haben, nach Schweden, um den Abbruch dort vornehmen zu lassen. Vor allem gut ausgebildete Frauen würden die Möglichkeit für eine Abtreibung in Schweden wahrnehmen, teilte der dänische "Abtreibungsrat" mit, der die Genehmigung für Abbrüche ab der zwölften Woche erteilen muss.

Mehrere PolitikerInnen zeigten sich schockiert, dass der "Abtreibungsrat" in zahlreichen Fällen als Begründung für den gewünschten Abbruch den Hinweis auf das Geschlecht des Kindes akzeptiert. "Es sollte niemals der Fall sein, dass das Geschlecht bei einem Schwangerschaftsabbruch eine Rolle spielt", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Sozialdemokraten, Sophie Haestorp Andersen. Die Praxis sei "nicht akzeptabel", sagte Jonas Dahl von der Sozialistischen Volkspartei. Sollte es sich dabei um ein verbreitetes Problem handeln, müsse über eine Verschärfung der entsprechenden Gesetzgebung nachgedacht werden.

ExpertInnen ist das Problem seit längerem bekannt. Wegen des Abtreibungstourismus biete seine Schwangerschaftsklinik mittlerweile keine Ultraschalluntersuchungen zur Geschlechtsbestimmung ab der 14. Woche mehr an, sagte Robert Kinnefelt dem dänischen Rundfunk. (APA, 22.10.2012)