Bild nicht mehr verfügbar.

Trotz fehlender Empfehlung des Gesundheitsministeriums wird die HPV-Impfung bis auf weiteres kostenlos ausgegeben.

Foto: APA/epa/EVERETT KENNEDY BROWN

Die japanische Regierung hat ihre Empfehlung zur HPV-Impfung für Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren überraschend zurückgezogen. Die Entscheidung sei Ergebnis längerer Beratungen, hieß es Mitte Juni, nachdem den Behörden mehrere Fälle von schweren Nebenwirkungen bei geimpften Mädchen gemeldet wurden.

Das japanische HPV-Impfprogramm wurde 2010 eingesetzt und startete im vollen Umfang im April diesen Jahres mit der Änderung des Präventiv-Schutzimpfungsgesetzes. Bis jetzt wurden rund 3,28 Millionen Menschen geimpft. 1.986 Fälle möglicher Nebenwirkungen wurden in dieser Zeit gemeldet.

38 Fälle von Nebenwirkungen genauer untersucht

Eine Taskforce des Gesundheitsministeriums untersuchte 38 Fälle genauer, in denen über körperliche Schmerzen und Taubheitsgefühle nach der Impfung geklagt wurde. In den meisten Fällen konnte nicht ausgeschlossen werden, dass ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung bestand, berichtete "Japan Times". Die Möglichkeit bestehe, dass die zum Teil schweren, länger andauernden körperlichen Schmerzen von den Impfungen ausgelöst wurden. In einem Bericht auf "The AsahiShimbun"  hieß es wiederum, dass keine Ursache-Wirkung-Verbindung zwischen den Impfungen und den Symptomen festgestellt werden konnte, weshalb weitere Untersuchungen angeordnet werden. Jedenfalls setzt sich die Taskforce dafür ein, die aktive Impfempfehlung auszusetzen, solange bis ein umfassenderes Bild über die Nebeneffekte bestehe.

Aufklärungspflicht für PatientInnen

Die HPV-Impfung ist in Japan weiterhin kostenlos verfügbar, aber die Gesundheitsanbieter müssen nun die Mädchen und ihre Eltern darüber aufklären, dass für die Impfung keine offizielle Empfehlung besteht.  Derzeit sind die Präparate Cervarix (Hersteller GlaxoSmithKlein PLC Großbritannien) und Gardasil (Hersteller Merck Sharp & Dohme) in Japan im Handel. Die weiteren Untersuchungen werden mehrere Monate dauern. Erst dann werden die Verantwortlichen entscheiden, ob die Impfempfehlung wieder aufgenommen werden soll.

Mika Matsufuji, Vertreterin einer Eltern-Einrichtung, deren Kinder von Nebenwirkungen der HPV-Impfung betroffen sind, äußerte sich positiv über die Entscheidung des ExpertInnen-Gremiums. Es sei "ein großer Schritt forwärts", meinte die 46-Jährige, deren Tochter nach einer HPV-Impfung im Jahr 2011 im Rollstuhl sitzt.

Situation in Österreich

Österreich ist eines der wenigen Industrienationen, die die HPV-Impfung noch nicht in das nationale Impfprogramm aufgenommen hat. Gesundheitsminister Stöger (SPÖ) stört vor allem die hohe Gewinnspanne der Hersteller, die er nicht mit Steuergeldern unterstützen will. Als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass die Impfung zu einem massiven Rückgang an HPV-Infektionen führt. Ob dieser Rückgang auch die Fälle von Gebärmutterhalskrebs verringern wird, können erst Langzeitstudien zeigen, die derzeit noch nicht vorliegen. (red, dieStandard.at, 25.6.2013)