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Heinisch-Hosek will für Rektorinnen an Unis sorgen.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien - Für eine Kampfansage erntet die Frauenministerin während ihrer 30-minütigen Rede begeisterten Spontanapplaus. Als Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sich der Lage an den heimischen Unis zuwendet - von 21 Rektoraten sind bis heute 21 männlich besetzt - gelobt sie, nächstes Jahr, bei der Neubesetzung von 17 Chefposten an den Hochschulen ein Wörtchen mitzureden: "Einige Männer werden die Sessel räumen!", verspricht die Ministerin ihrem zu 99 Prozent weiblichen Publikum, das plötzlich johlt und klatscht wie sonst nur Männer bei einem Fußball-WM-Match.

Wie ein Kaugummi

Mittwochvormittag im Frauenministerium am Minoritenplatz: Heinisch-Hosek referiert ansonsten in ihrem gewohnt-verbindlichen Ton den Nationalen Aktionsplan für Gleichstellung am Arbeitsmarkt. 55 Maßnahmen hat das rote Regierungsmitglied dafür erarbeiten lassen, von gezählten 150 ExpertInnen.

Einige Maßnahmen erscheinen der Ministerin als besonders dringlich, darunter eben, den Frauenanteil in Führungspositionen endlich zu steigern. 40 Prozent Chefinnen würde Heinisch-Hosek auch gern in der Privatwirtschaft sehen, bekennt aber freimütig, dass sich die verpflichtende Quote in Österreich als Thema - entgegen internationalen Gepflogenheiten - ziehe "wie ein Kaugummi".

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf will sie mit mehr Kinderbetreuungsplätzen ermöglichen. Konkret möchte Heinisch-Hosek ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek (ÖVP) den Vorschlag unterbreiten, in den nächsten drei Jahren Kinderlosen den Alleinverdienerabsetzbetrag zu streichen, um das so gewonnene Geld - laut Wirtschaftsforschungsinstitut 60 Millionen Euro - in den Aufbau zusätzlicher Kinderbetreuungseinrichtungen zu pumpen.

Weiche Typen und Exoten

Für Herbst kündigt die SPÖ-Politikerin eine Kampagne an, damit mehr Männer in Väterkarenz gehen, auch die Firmen müssen davon überzeugt werden, denn, so fragt sich Heinisch-Hosek: "Werden sie dafür noch immer schief angeschaut? Gilt er als Exot, als ein weicher Typ, der das macht?"

Noch ein Punkt: Damit Mädchen nicht immer die drei gleichen Lehrberufe ergreifen - "nämlich Verkäuferin, Friseurin und Sekretärin" -, tritt Heinisch-Hosek für eine verpflichtende Berufsorientierung an den Schulen ein. Aber: Die 13- bis 14-jährigen sollten dabei nicht nur "eine Stunde gelangweilt" auf einen AMS-Computer-Bildschirm schauen, sondern "Talentechecks" unterzogen werden, um sie für Geeignetes zu begeistern. - Und überhaupt, erklärt die Ministerin: Eine Lösung allein gebe es nicht. "Es braucht auch neue Männerbilder und weniger Rollenklischees." (Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7. 2010)