Interessant, dass Mä..., äh Menschen, die es mit der Gleichstellung oft nicht so genau nehmen, plötzlichen Eifer an den Tag legen, wenn es darum geht, eines von sehr wenigen Privilegien arbeitender Frauen abzuschaffen. Da wird nach einer rascheren Angleichung der Pensionsalter gerufen, weil sich Arbeitnehmerinnen per Gesetz um fünf Jahre früher als ihre Kollegen in den Ruhestand vertschüssen dürfen.

Doch wer strudelt sich denn normalerweise bis zur Pension mit geringerem Lohn für die gleiche Arbeit ab? Schupft neben dem Job mehr als zwei Drittel des Haushalts? Setzt zwischendurch betreuungsintensive Kinder in die Welt? Nimmt deswegen bis heute Karriereknicks samt flacheren Einkommenskurven hin - ohne wutschnaubend die Chefbüros zu okkupieren? Meine Herren, es sind die Frauen!

Ihre legistische Besserstellung beim Pensionsantritt schrumpft angesichts der Zahlen aus der Praxis ohnehin zusammen. Tatsächlich gehen Frauen im Schnitt mit 57 in Pension, Männer mit 59. Macht also nur mehr zwei Jahre Unterschied. Allen, die jetzt gern ins Treffen führen, dass Frauen gemäß Statistik länger leben, deshalb in Summe auch noch mehr Pension kassieren, sei vorgerechnet: Wegen ihrer schlechteren Bezüge kommen Frauen auf rund 300.000 Euro Rente, Männer auf 400.000. Ist das gerecht? Wohl kaum. Wahre Gleichstellung beginnt schon ab dem ersten Bewerbungsgespräch und nicht erst in der Pension. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD Printausgabe 28.11.2011)