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UnterstützerInnen von Pussy Riot maskierten Freitagfrüh in der Moskauer U-Bahn russische Soldaten am Denkmal des Zweiten Weltkriegs mit den typischen, bunten Gesichtshauben der Punkmusikerinnen.

Foto: ap/Yevgeny Feldman

Moskau - Unmittelbar vor dem Urteil gegen drei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot haben die Angeklagten einem Gnadengesuch an den russischen Präsidenten Wladimir Putin eine klare Absage erteilt. "Machen Sie Witze? Natürlich nicht. Eher sollte er uns und Sie um Gnade bitten", schrieb die Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa der regierungskritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" (Online). Sie glaube nicht an ein unabhängiges Urteil. "Das ist eine Illusion", hieß es. Mehrere hundert AnhängerInnen der Feministinnen wollten vor dem Gericht in Moskau ihre Unterstützung zeigen.

Die drei angeklagten jungen Frauen zeigten sich Donnerstagabend siegessicher. "Ganz egal wie das Urteil lautet: Wir und Ihr gewinnen sowieso", schrieb Nadeschda Tolokonnikowa  nach Angaben ihres Anwalts Mark Fejgin aus der Untersuchungshaft an ihre UnterstützerInnen. "Wir und Ihr gestalten derzeit eine große und wichtige politische Bewegung, und Putins System kann immer schwieriger damit umgehen", hieß es.

Schutz für die Richterin

Unterdessen wird die Richterin des Prozesses Marina Syrowa mit Leibwächtern zum Gericht begleitet. Die Juristin habe zahlreiche Drohungen erhalten und fürchtet nun um ihre Sicherheit. In acht Verhandlungstagen hat die Juristin das Verfahren gegen drei junge Künstlerinnen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot durchgezogen. Das Verfahren ist ihr erster großer Prozess. 2008 wurde Syrowa von Putin zur Richterin ernannt. KritikerInnen halten die Juristin für eine willfährige Verwalterin in einem politisch motivierten Verfahren. Und Syrowa tat wenig, um diesen Eindruck zu zerstreuen. Sieben Befangenheitsanträge der Verteidigung gegen sich wies sie ab. Den Musikerinnen gönnte sie nur kurze Pausen.

Putin forderte "mildes Urteil"

UnterstützerInnen und auch GegnerInnen der angeklagten Frauen haben für Freitag Proteste angekündigt. Den Künstlerinnen drohen nach einem Punkgebet gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche je bis zu sieben Jahre Haft wegen "Rowdytums". Der Staatsanwalt forderte drei Jahre Haft für jede Künstlerin. Anfang August hatte sich auch Putin zum Prozess geäußert und ein "mildes Urteil" gefordert. "Ich denke nicht, dass sie allzu hart dafür bestraft werden sollten", meinte er. Zugleich betonte Putin, dass es Aufgabe des Gerichts sei, ein Urteil zu fällen.

Weltweite Proteste angekündigt

KünstlerInnen, Intellektuelle aber auch PolitikerInnen hatten in den vergangenen Wochen mehrmals die Freilassung der Musikerinnen gefordert. Für Freitag sind weltweit Protestaktionen angekündigt. In Wien etwa hat Rosa Antifa zu einer "rapid reAction" aufgerufen, sollten die Künstlerinnen verurteilt werden. Angesichts der bisherigen Vorgehensweise der russischen Behörde findet heute um 16 Uhr am Wiener Burgtheater eine Solidaritätskundgebung statt. (APA, red, dieStandard.at 17.8.2012)