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Weltweit wird am Donnerstag gegen Gewalt gegen Frauen getanzt. In Wien vor der Parlament um 17 Uhr.

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Von links: Maria Rösslhumer, Petra Bayr, Ulrike Lunacek und Judith Schwentner.

Foto: Martin Juen

Liebe, ja, aber ohne Gewalt. Für den den V-Day am Donnerstag rief die Kampagne "One Billion Rising" eine Milliarde Menschen zum Tanzen auf den Straßen auf, um gegen Gewalt gegen Frauen aufzutreten. Die Idee des internationalen Aktionstages geht auf Eva Ensler zurück, die Autorin der "Vagina-Monologe", die heuer ihr 15-jähriges Jubiläum feiern. Das V steht für Victory, Valentine und Vagina. 

Der V-Day am Donnerstag wollte nicht nur die romantische Liebe feiern, sondern auch auf die Schattenseiten der Beziehungen zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. "Liebe, ja, aber ohne Gewalt", forderte die grüne Europaabgeordnete Ulrike Lunacek bei der Pressekonferenz zu den V-Day-Aktivitäten in Österreich zusammen mit der grünen Frauensprecherin Judith Schwentner, der SPÖ-Abgeordneten Petra Bayr und Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.

Wenn Würde als Argument nicht reicht

Die Mobilisierung für den Aktionstag war enorm. Von Vorarlberg bis Wien fanden 15 Veranstaltungen unter dem Motto "One Billion Rising" statt, getanzt wurde dabei gegen jegliche Formen von Gewalt, von psychischer bis physischer. Weltweit erlebe jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Demütigungen, Vergewaltigungen und Diskriminierung, sagte Lunacek. Eine Tatsache, auf die durch die schrecklichen Ereignisse in Indien wieder mehr Aufmerksamkeit gerichtet werde. Lunacek: "Das ist leider gut so."

Die Europaabgeordnete verwies darauf, dass eine Resolution des EU-Parlaments über "Verhütung und Bekämpfung aller Formen von Gewalt gegen Frauen" in den Mitgliedsländern auf großen Widerstand stoße. Nur Portugal habe die Resolution bisher ratifiziert. Wenn schon die Würde von Frauen manchen als Argument nicht ausreiche, könnten es zumindest finanzielle Aspekte sein, so Lunacek: Die Folgekosten für Gewalt gegen Frauen betragen innerhalb der EU 16 Milliarden Euro.

Die SPÖ-Abgeordnete Bayer forderte Österreich auf, die Resolution endlich zu ratifizieren. Zudem sei der Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ein zentraler Schritt im Kampf gegen Gewalt. Auch die Risikofaktoren zu kennen sei für Frauen enorm wichtig und könnte Gewalt verhindern, erklärte Rösslhumer. Trennungsphasen seien ein solcher Faktor. Informationen wie diese wie auch die generelle mediale Aufarbeitung von Gewalt gegen Frauen seien enorm wichtig. Insbesondere die Berichterstattung über sexuelle Gewalt sei problematisch: Gewaltdelikte werden durch Formulierungen wie "Familientragödie" oder "Inzestfall" verharmlost, kritisierte Rösslhumer. Außerdem würden Opfer von Gewalt medial oft vorverurteilt und als Lügnerinnen dargestellt. Der Fall Kachelmann habe das eindrücklich gezeigt.

Schwentner fordert Verbesserung der Beweissicherung

Grünen-Frauensprecherin Schwentner forderte einheitliche Sanktionen gegen "Po-Grapschen", die mit bis zu 2.000 Euro im Verwaltungsstrafrecht verankert werden sollten. Ein großes Problem sei die mangelnde Beweissicherung bei Gewaltdelikten, insbesondere bei sexueller Gewalt. Die klinisch-forensische Spurensicherung solle daher ausgebaut werden.

Vergewaltigung, Schläge, verbale Herabwürdigung oder auch sexistische Werbung: All das sei nicht voneinander zu trennen und trage zu einem gesellschaftlichen Stimmungsbild bei, das Frauenfeindlichkeit schüre, betonten alle Teilnehmerinnen der Pressekonferenz. Zu tun gebe es viel, von EU-Resolutionen, einheitlichen Gesetzen und Information bis hin zu Maßnahmen für einer bessere Beweissicherung. Doch heute wird erst einmal weltweit getanzt. (red, dieStandard.at, 14.2.2013)